top of page
Texthintergrund_05.jpg

Equilibria - Eine neue Welt

Einführung

Wie muss eine menschliche Zivilisation leben, um langfristig fortbestehen und zufrieden leben zu können?

Als ich vor einigen Jahren den bereits in anderen Texten ausführlich thematisierten Wendepunkt in meinem Leben hatte, wurden diverse gedankliche Prozesse angestoßen. Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie die menschliche Psyche funktioniert, deren Ergebnisse Du in den anderen Rubriken auf dieser Website finden kannst, ist einer davon. Darüber hinaus habe ich mich immer mehr für Fragen zu gemeinschaftlichem Zusammenleben und zu gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen interessiert. Insbesondere deshalb, weil diese Bereiche natürlich auch wiederum eng mit der menschlichen Psyche verknüpft sind, diese beeinflussen und maßgeblich auf Menschen einwirken. Im Angesicht immer akuter werdender Bedrohungen für das Überleben der menschlichen Zivilisation oder zumindest für den Erhalt guter Lebensbedingungen für viele Menschen, ist die einleitende Frage für mich zum zentralen Antrieb dieser gedanklichen Prozesse geworden. Auf diese Frage möchte ich unglaublich gerne Antworten finden. Und im Bezug auf das langfristige Fortbestehen bin ich dabei relativ schnell zu zwei einfachen Grundregeln gekommen:

Damit eine Zivilisation langfristig bestehen kann, muss sie ...

1. die begrenzten Ressourcen des eigenen Lebensraums in Kreisläufen aus Nutzung und Rückgewinnung einsetzen.

2. die natürlichen Gleichgewichte des eigenen Lebensraums achten und stabil halten.

Beide Regeln lassen sich einfach begründen: Werden begrenzt verfügbare Ressourcen nur genutzt, aber nicht zurückgewonnen, so sind sie irgendwann aufgebraucht. Die Rolle, die sie für die menschliche Zivilisation gespielt haben, zum Beispiel als Ausgangsstoff für bestimmte Produkte, kann nicht weiter ausgefüllt werden. Das kann, je nachdem wie bedeutend die Ressource für die Zivilisation ist, zu massiven Problemen führen. Doch nicht nur zur Vermeidung dieses Szenarios sind Kreisläufe aus Nutzung und Recycling bedeutend. Sie sind ebenso wichtig, um eine fortschreitende Ansammlung von Müll zu verhindern. Zudem sorgt ein solcher Kreislauf, sobald er einmal eingerichtet ist, für langfristig stabile Einsatzbedingungen einer Ressource, auf die die Wirtschaft sich einstellen und ihre Prozesse daran anpassen und optimieren kann.

Zur Begründung der zweiten Regel lohnt sich ein Blick ins Universum. Selbst nach jahrzehntelanger Forschung mit immer höher entwickelten technischen Mitteln wurde noch auf keinem einzigen anderen Planeten die Existenz von Leben nachgewiesen. Die Bedingungen, dass Leben entsteht, sind offensichtlich sehr spezifisch. Doch auf der Erde waren und sind sie (noch) erfüllt. Darauf gründet die Existenz unserer menschlichen Zivilisation. Diese Bedingungen basieren auf einem hoch komplexen Zusammenspiel sehr vieler Faktoren. Gleichgewichte haben sich ausgebildet, die die Bedingungen schaffen, damit Leben möglich ist. Dabei handelt es sich letztlich auch um Kreisläufe. Verändert sich ein Faktor, so reagieren alle anderen Faktoren darauf und ändern sich ebenfalls, bis wieder ein Gleichgewicht hergestellt ist. Je gravierender die Veränderung eines Faktors, desto größer ist die Reaktion des gesamten Systems, um wieder in einen Gleichgewichtszustand zu kommen. Doch welche Zustände erreicht das System, während es versucht, sich wieder einzupendeln? Was passiert, wenn währenddessen immer weiter und stärker eingegriffen wird? Das sind zwei Fragen, die direkt das Leben unserer Zivilisation betreffen. Je stärker wir in die Gleichgewichte unseres Lebensraums eingreifen, desto stärker sind unsere Lebensgrundlagen gefährdet. Denn jede Veränderung ist ein Schritt weg von den klimatischen und ökologischen Bedingungen, unter denen menschliches Leben überhaupt entstanden ist und sich kontinuierlich weiterentwickeln konnte.

Unsere heutige Zivilisation mit ihrem gegenwärtigen Handeln auf der Erde erfüllt beide Regeln offenkundig nicht. Beim Einsatz von Ressourcen haben wir es in sehr vielen Bereichen mit einem „Verbrauchen“ zu tun und die Müllansammlungen auf unserem Planeten werden immer größer. Außerdem versuchen wir überall auf der Erde, die natürlichen Gleichgewichte zu unseren Gunsten zu „manipulieren“. Und kurzfristig ziehen wir daraus auch Vorteile, wie zum Beispiel den Energiegewinn aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Da wir dabei jedoch nie alle Faktoren sehen, verstehen und beachten, bedrohen die langfristigen Nebenwirkungen unserer Eingriffe in die natürlichen Gleichgewichte die gesamten Lebensgrundlagen unserer Zivilisation.

Ist es möglich, das zu ändern?

Dies ist sicher eine in höchstem Maße philosophische Frage, die definitiv auch die Meinung erlaubt: „Nein, es ist nicht möglich, weil wir Menschen nicht anders können.“ Aber Du kannst Dir sicher denken, dass es diese Rubrik hier nicht geben würde, wenn ich diese Meinung und Überzeugung vertreten würde. Ich glaube, es ist möglich. Ich glaube, wir Menschen können das schaffen. Erfreulicherweise bin ich damit nicht alleine und dazu gibt es eine interessante Anekdote:

Ich habe, als ich zu den oben genannten Regeln gekommen bin, auch überlegt, wie man ein Gesellschaftssystem nennen könnte, das auf diesen Regeln errichtet ist. Ich bin damals beim Begriff „Equilibrismus“ gelandet, abgeleitet vom lateinischen Wort für Gleichgewicht („aequilibrium“). Ich habe diesen Begriff dann im Internet gesucht mit der faszinierenden Erfahrung, dass er bereits existierte und auch im Wesentlichen mit genau derselben Bedeutung. Im Buch „Equilibrismus – Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ haben Volker Freystedt und Erik Bihl bereits 2005 ihre Vision einer solchen Gesellschaft vorgestellt. Sie haben zudem den Verein Equilibrismus e. V. gegründet, welcher das Ziel verfolgt, diese Idee bekannter zu machen. Ich kann nur jedem empfehlen, das genannte Buch zu lesen. Die Autoren Freystedt und Bihl liefern dort eine sehr detaillierte Beschreibung ihrer equilibristischen Vision, die sehr viele Aspekte umfasst und voller interessanter Denkanstöße steckt. Gleichzeitig möchte ich an dieser Stelle aber auch klarstellen, dass meine Texte in dieser Rubrik nicht darauf basieren, sondern eine eigene Vision darstellen, die größtenteils in meinem Kopf entstanden ist, bevor ich selbst das Buch gelesen habe.

Das Wort „Vision“ ist mir dabei sehr wichtig. Ich schreibe diese Texte nicht in dem Denken, dass meine Ideen und Konzepte perfekt sind und genau so befolgt werden sollten. Ich weiß nicht, ob sie wirklich funktionieren können. Es geht lediglich darum, eine möglichst ganzheitliche Betrachtung unter Beachtung vieler Aspekte zu versuchen, über die Grenzen existierender Strukturen hinaus zu denken, neue Schlüsse zu ziehen und daraus alternative Konzepte zu entwerfen und zu fragen „Hey, könnte es nicht auch so sein?“ und „Könnte uns das nicht sogar zu einer zufriedeneren Gesellschaft machen?“ Schließlich hatte und hat jede Veränderung innerhalb der menschlichen Gesellschaft ihren Ursprung in einer Vision – in einem Gedankengang, der über den Horizont hinausgeht, der im aktuellen gesellschaftlichen Zusammenleben existiert. Wenn die Vision weitere Menschen ansteckt, die überzeugt werden und beginnen, ähnlich zu denken, dann verschiebt sich allmählich dieser Horizont und die Vision nähert sich der Realität. Man neigt leicht dazu, mit Blick auf die gesellschaftlichen Systeme, wie sie gerade sind, Veränderungen als unmöglich zu empfinden und es daher gar nicht erst zu versuchen. Aber Du, ich und jeder Mensch können immer ein Stück Veränderung leben und eine eigene Überzeugung zum Ausdruck bringen. Das geht sogar ohne gegen gerade geltende Regeln zu verstoßen. Und wenn wir dies tun, dann schaffen wir ein Vorbild und machen einen vergleichbaren Schritt für die Menschen in unserem Umfeld wahrscheinlich schon ein bisschen leichter.

Im Angesicht immer größerer globaler Probleme, die das Überleben unserer menschlichen Zivilisation bedrohen und die Chance auf ein zufriedenes Leben für immer mehr Menschen verringern, braucht es Visionen. Neue Ideen. Neue Konzepte. Ich möchte an dieser Stelle gerne ein Zitat von Albert Einstein bringen, das auch auf dem Klappentext des oben genannten Buches abgedruckt ist und das es meiner Meinung nach perfekt auf den Punkt bringt:

„Wir können Probleme nicht mit den Denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben“
Albert Einstein

In diesem Sinne dienen die Texte in dieser Rubrik dem Aufbau von „Equilibria“ – meiner Vision einer Welt, in der die menschliche Spezies langfristig, harmonisch und zufrieden leben und sich entwickeln kann. Ein besonderes Augenmerk lege ich dabei auf psychologische Aspekte und eine Betrachtung basierend auf der Grundfrage hinter diesem Website-Projekt: „Wie kann die Zufriedenheit auf der Welt vergrößert werden?“. Ich sehe im Konzept des Gleichgewichts den entscheidenden Schlüssel. Es geht um mehr als nur die ökologischen Gleichgewichte. Soziale Gleichgewichte und das individuelle psychische Gleichgewicht jedes Menschen spielen eine ebenso große Rolle. Und ich bin überzeugt, dass alle diese Gleichgewichte voneinander abhängig sind und letztlich ein großes ganzheitliches Gesamtgleichgewicht bilden.

Das bringt mich zur wahrscheinlich ambitioniertesten These, die Du auf dieser Website finden kannst: Ich glaube, dass ein Leben nach equilibristischen Regeln, obwohl es aus der aktuellen gesellschaftlichen Perspektive unweigerlich mit großen Einschränkungen verbunden zu sein scheint, letztlich zufriedenere Menschen und eine zufriedenere menschliche Gemeinschaft hervorbringen kann.

In den Texten, die ich in dieser Rubrik fortlaufend veröffentlichen werde, versuche ich, diese Aussage mit Leben zu füllen. In jedem Text werde ich zunächst ein oder mehrere Aspekte erläutern, in denen ich Probleme und Schwächen unseres aktuellen gesellschaftlichen Systems sehe. Abschließend folgt dann in jedem Text ein Abschnitt „Aufbau von Equilibria“, in dem ich meine alternative Vision beschreibe. Stück für Stück werde ich mich dabei von einem sehr groben idealistischen Rahmen zu immer konkreteren und detaillierteren Ideen und Konzepten vorarbeiten.

Ich lade Dich herzlich ein, meine Vision zu entdecken. Wenn Du darin Ideen und Gedanken findest, die Dich überzeugen, dann möchte ich Dich ermuntern zu schauen, inwieweit Du sie bereits heute schon in Dein alltägliches Denken und Handeln einbringen kannst. So können wir gemeinsam beginnen, ein kleines bisschen mehr von Equilibria in dieser Welt aufzubauen.

©2025 von HerzensangelegenSeiten

bottom of page